Schlechtes Regelverhalten bzw. Überschwingen am ESS

Hallo zusammen,
Ich betreibe ein einphasiges ESS mit einem Multiplus-II (AC-IN an L1), bin mir aber nicht sicher, ob das Ausgleichen der Lasten an L2 und L3 gut genug funktioniert. Zumindest gibt es relativ starkes Überschwingen, scheinbar bedingt durch verzögertes Ausgleichen bzw. zu geringem Anstieg des Stroms.
In dem Beispiel hier sind es fast 800W.
Frage: Ist das normal oder lässt sich der Anstieg parametrisieren?
Für die Lasten an AC-OUT tritt das Verhalten nicht auf.

Bei der Gelegenheit möchte ich erwähnen, dass auch in dem Fall, in dem keine Lasten an AC-IN angeschlossen sind bei einem Lastwechsel auf AC-OUT kurzzeitig auch Verbrauch für L1 (einige zig W) unter AC-Lasten (VRM und Venus-GUI)) angezeigt wird, was ja überhaupt keinen Sinn macht.
Frage: Ist das ein übliches Verhalten z.B. wegen abweichenden Messungen im Multiplus und im VM-3P75CT?

System set-up:
Gateway: Cerbo GX (v3.54)
Inverter: 1x Multiplus-II 48/5000
-Multiphase regulation = Total of all phases
-Self-consumption from battery = All system loads
Battery: 3x Pylontech 3000
Solar Charger: Third party MPPT VS120
Battery Monitor: Pylontech BMS
Energy Meter: VM-3P75CT
Das Problem mit der Klinkenbuchse hatte ich bereits, ist aber unabhängig hiervon.
https://community.victronenergy.com/uploads/short-url/1yGMSZUMRc0yyHJiYgkQ5rkwZPm.pdf 20

Vielen Dank und Grüße, Christian

Das System braucht immer einen Augenblick um auf Laständerungen zu reagieren.
Dabei kommt es dann immer kurz zu Netzbezug bzw Einspeisung und auch die Darstellung in der Remote Konsole reagiert mit leicher Verzögerung.

hallo,
das laesst sich leider nicht vermeiden. allerdings gibt es unterschiede im regelverhalten, je nachdem ob die last am ac-in oder ac-out haengt.

die einzige moeglichkeit, das zu verhindern, ist alles an ac-out haengen und ac-in abschalten!

tschuess

Wobei der Graph so aussieht, als würde nur im Abstand von 1 Minute ein Messwert erfasst werden. Innerhalb dieser einen Minute kann real natürlich eine ganze Menge passieren, was im Graphen nicht abgebildet wird.

Die meisten Anwender neigen dazu, solche Graphen als ein Abbild der Realität zu interpretieren. Das sind sie aber nicht, wenn - ohne Bezug zur Realität - nur einzelne Messpunkte mit willkürlichen Geraden verbunden werden.

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Wenn Du ein Video von dem Regelverhalten einstellen möchtest könnten wir besser vergleichen wie sich das verhält. Natürlich gibt es „Überschwingen“ das hört sich bei Dir aber abnormal hoch an lässt sich aber nur schwer beschreiben.

Hallo zusammen,
danke für das Feedback.
Ich gehe natürlich auch davon aus, dass es bei Lastwechsel ein Einschwingverhalten gibt. Was mir fehlt ist ein Vergleich mit anderen Victron-Systemen um zu sehen, was eigentlich „normal“ ist.
@dennibu
Dafür sehr gerne die Recordings anbei.
Folgender Aufbau:

  • Grid-Setpoint=-60W
  • gezielter Lastwechsel=950W an L2 (rein Ohmsche Last)
  • AC-IN=L1

Zum Vergleich gibt es zwei Messungen:

  1. Alle Lasten sind am Netz (L1/L2/L3)
    “venus-gui-v2 – AC-Load_GSP-60W.mp4”

  2. Alle Lasten sind ausschließlich an AC-OUT
    “venus-gui-v2 – Essential-Load_GSP-60W.mp4”

Die Verbindung zwischen MP-II und Hauptverteilung ist eine Leitung mit 4m/6mm². Hier könnte ja sonst eine mögliche Ursache liegen.

@d_ferdi
Obwohl ich das notgedrungen tatsächlich so betreibe - alle Verbraucher über AC-OUT zu versorgen ist aus meiner Sicht keine optimale Lösung, da im Falle eines Netzverlustes unbemerkt die Batterie entlädt, wenn zufällig gerade der E-Herd in Betrieb ist. In meinem System kann ich für alle Verbrauchergruppen individuell wählen, ob sie von AC-OUT oder vom Netz (L1, L2, L3) bzw. AC-IN versorgt werden.

@TomBerger
Tatsächlich ist die minimale Abtastrate der Darstellung im VRM eine Minute. Trotzdem gibt sie einen guten Überblick. Der A/D-Wandler im Victron hat natürlich einen Tiefpass und ich gehe davon aus, dass auch die Signale im VRM vorher bandbegrenzt werden. Damit gehen zwar Informationen verloren, aber was angezeigt wird hat bei Beachtung der Bandbreite trotzdem eine Aussagekraft.

Viele Grüße, Christian

hallo,
hier ein paar beitraege von mir zu dem thema:

tschuess

Hallo @d_ferdi,
vielen Dank für Deine Beiträge, das ist wirklich seht hilfreich (und ernüchternd). Das Verhalten ist offensichtlich vergleichbar mit dem meiner Anlage.
Verstehe ich das richtig, dass sich zu diesen Beiträgen noch kein Experte aus diesem Forum gemeldet hat?
Entweder ist das Verhalten normal und alle anderen Betreiber haben damit kein Problem damit oder unsere beiden Anlagen sind die Ausnahme.
Wenn bei jedem Lastwechsel für ca. 5 Sekunden eingespeist oder aus dem Netz bezogen wird passt das nicht zu meiner ESS-Strategie. Im Winter möchte ich nichts einspeisen und im Sommer nichts beziehen (etwas pauschalisiert). Ich hatte kürzlich ein Gerät mit Heizelement am Netz, was mit einer Taktung im Bereich von 10s die Temperatur präzise geregelt hat. Das hatte zur Folge, dass ich abwechselnd 50% der Energie trotz Überschuss aus dem Netz bezogen habe oder 50% der Energie umsonst eingespeist habe.
Alle Verbraucher an AC-OUT zu betreiben ist auch keine sinnvolle Alternative, da sonst im Falle eines Netzausfalls die nicht-Critical-Loads unnötig und unbemerkt den Akku belasten.
Also unterm Strich: Entweder habe ich ein Problem in meiner Anlage und deshalb die mehrere Sekunden Überschwingen oder das ESS-Konzept von Victron mit Ausgang für Critical-Loads ist nur mit Einschränkungen nutzbar.
Sehe ich das falsch?
Grüße, Christian

Das es je nach Leistung mal zum Überschwingen/Einschwingen kommt, ist wohl normal.
Ich habe mal ein Foto beigepackt. Rot ist der Bezug vom Netz (wenn negativ, wird eingespeist)
Und da kannst sehen, daß ich in diesem Monat ca. 246 kW verbraucht habe, aber nur 4 kW Bezug habe!
Und das ist nur EIN MP II auf Phase 1 + 1 x AC-WR

hallo,
das mit dem regelverhalten laesst sich leider nicht aendern und die dauer ist abhaengig von der leistung, je hoeher die leistung, desto laenger dauert es, bis wieder auf 0 ausgeregelt wird.

bei dem ess, von dem ich die daten habe, liegt die schwankung am netz bei bis zu 500W! allerding verursachen nicht durch verbraucher, die ein- und ausgeschaltet werden, entsprechende schwankungen. auch spannungsschwankungen vom stromnetz verursachen sehr schnell leistungsschwankungen von mehreren 100W!

wie gross das problem ist, konnte ich bisher noch nicht pruefen, weil mein bekannter mir die dafuer noetigen daten noch nicht geliefert hat.

es haengt naemlich davon ab, ueber welchen zeitraum der netzzaehler den mittelwert ueber alle phasen bildet. am schlimmsten ist es, wenn das ein echtzeitmittelwert ist, am wenigsten macht es aus, wenn es ein 15 minuten mittelwert ist. leider habe ich absolut keine ahnung, wie das messintervall des netzzaehlers ist.

deshalb stelle ich das ess im sommer auch immer auf einen negativen netzsollwert und im winter auf einen positiven. das muss ich zwar noch automatisieren, aber auf diese weise kann ich die unerwuenschte einspeisung und den unerwuenschten bezug minimieren.

tschuess

Also bei mir mit 3 Phasen, Lasten am AC in und Netzzähler EM24 sind das bei rund 20kWh Verbrauch am Tag gerade 0,3kWh Bezug.
Für mich nicht dramatisch. Auf ein Sommerjahr gerechnet wären das 30Eur/Jahr Regelverluste. Einen Vergleich zu Huawei oder ähnlichem habe ich nicht aber auch dort wird es nicht 0 sein.

Eine andere Anlage mit 3 Multi EM540 Lasten am AC out sind es mit 30kwh Verbrauch am Tag 0,1kWh Bezug.

Hallo,
vielen Dank für Eure Erfahrungen, das hilft mir sehr die Situation einzuordnen.
Die Summe der Bezugsleistung über einen großen Zeitraum zu bewerten ist aus meiner Sicht möglicherweise Fehlerbehaftet, da auch der Bezug im Falle der Lastüberschreitung des MPII (bei einer einphasigen Anlage z.B. 4,5KW) mit gerechnet wird. Das ist zumindest bei meiner Anlage der Fall. Auch in dem Plot von @HolgerBle scheint das der Fall zu sein.
@d_ferdi, den Grid Setpoint saisonal anzupassen hat sich auch bei mir bewährt um die “Lastunabhängigen” Schwankungen an AC-IN zu “kompensieren”. Auf meine Frage, ob mit Node Red möglicherweise das Register im Flash beschädigt werden kann habe ich aus dem Forum noch keine Meinung gehört. Ansonsten würde ich das völlig automatisieren, da ich nur darüber die Einspeisung steuern kann:

@dennibu, interessant zu sehen, wie die Situation einer dreiphasigen Anlage ist, da möglicherweise weniger Bedarf an Netzbezug bei Lastüberschreitung ist.
Wenn ich in meinem System keine häufigen und relevanten Lastwechsel habe kommt es natürlich auch nicht zu den ungewollten Schwankungen. Es hängt also im Wesentlichen von der Art der Verbrauchern ab. Das Gerät mit der elektronisch geregelten und schnell taktenden Heizung betreibe ich inzwischen nicht mehr an meiner Anlage.
Viele Grüße, Christian

hallo,
das setzen der werte ueber node-red duerfte kein problem sein. ich habe gerade mal nachgesehen und denke, dass der flash dann wohl eher durch das schreiben der log-files beschaedigt wird als durch staendiges aendern der einstellungen.

abgesehen davon, dass es sehr daemlich waere, funktionen vorzusehen, mit denen man die einstellungen sehr schnell und oft aendern kann, wenn das zur zerstoerung des flash-speichers fuehren wuerde.

in meinem ersten pi hat die sd-karte jedenfalls einen system-update nicht ueberlebt weil dabei z uviel geschrieben wurde!

tschuess

Das ist aber schon aus ganz grundsätzlichen physikalischen Gründen nicht vermeidbar. Und die Grenze der Regelgeschwindigkeit von 400W/s macht das nicht besser.

Die unerwünschte Netzein- oder ausspeisung ist idR tatsächlich irrelevant klein, und spielt im realen Leben keine Rolle. Bei mir jeweils unter 1 kWh pro Monat, aber das hängt natürlich vom individuellen Lastprofil ab.

Die Alternative wäre nur realisierbar in einer Insellösung. Da gibt’s keine Netzeinspeisung und keinen Netzbezug.