ich habe eine PV-Anlage mit 6 Strings in unterschiedlicher Ausrichtung (Süd 10°Neigung, West und Ost 52° Neigung) und einer Gesamtleistung von 14,4 kW-Peak. Diese möchte ich zukünftig über ein Victron System mit Pylontech Batteriesystem betreiben.
Ich besitze einige Erfahrung im Bereich von Anlagenlektrik und Elekronik und werde die Anlage in Abstimmung und mit Unterstützung meines Hauselektrikers errichten. Aber wird beide haben bislang keine Erfahrung mit Victron. Deshalb würde ich mich über einige Kommentare der Experten hier sehr freuen, bevor ich zur Tat schreite.
Die Anlage möchte ich aus folgenden Komponenten aufbauen:
3 Victron Multiplus II 48V / 5000 W Wechselrichter
1 Victron MPPT 450/200 (4 Kanal MPPT Tracker)
2 Victron Smart Solar 250/70 VE.can (1 Kanal MPPT Tracker)
Mit der Anlage versorgt wird ein größeres Einfamilienhaus (zukünftig auch mit einer Ladestation und Klimaanlagen, aber mit Pelletheizung). Mein Ziel ist es, eine möglichst große Netzunabhängigkeit zu schaffen (ohne den Anspruch, autark zu sein). Außerdem soll die Anlage erweiterbar sein, denn ein paar Quadratmeter Platz für weitere PV-Module hätte ich auch noch.Als “Nebeneffekt” will ich natürlich auch eine Überbrückung bei Netzausfällen erreichen, nachdem im Haus praktisch alles elekrisch funktioniert und auch eine Pelletheizung ohne Strom nicht warm macht.
Wie ich mir den Aufbau des Systems vorstelle, habe ich einmal gezeichnet (siehe Anhang) und würde mich hierzu über Kommentare und Verbesserungsvorschläge freuen! Die (mangels Software-Tool nicht ganz normgerechte) Zeichnung dürfte in den meisten Punkten selbsterklärend sein, abgesehen vom 230V-Teil: Ich möchte zwei Umschalter vorsehen, so dass ich die Anlage komplett vom Stromnetz trennen kann. Ich erwarte schon die Frage, wozu das gut sein soll und nehme die Antwort gerne vorweg: Es war einerseits die Empfehlung des Elektrikers (der mangels Erfahrung Victron noch nicht 100% vertraut), andererseits gibt es mir eine zusätzlich Sicherheit (ein “gutes Gefühl”).
Besonders bräuchte ich Euren Rat zu folgenden Themen:
Kabelquerschnitt im 48V-Teil: Dem Victron-Handbuch für den Multiplus entnehme ich, dass hier eine Verkabelung von 70 mm² zwischen Wechselrichter und Batterie empfohlen wird. Nach Lektüre einiger Forenbeiträge scheinen die meisten hier allerdings mit 50 mm² zu verkabeln. Was wäre Eure Empfehlung bei einer maximalen Kabellänge zwischen Multiplus und Batterie von ca. 2 Meter Kabellänge?
Wie müsste ich das System erweitern, damit man im Fall eines längeren Stromausfalls die Batterie über einen Generator (1-phasig, 230V) aufladen könnte? (Ich brauche für diesen hoffentlich unwahrscheinlichen Fall keinen Komfort und keine Automatik, deshalb will ich auch nicht in die teureren Quattros investieren)
Wie im Stromlauf zu sehen ist, möchte ich mein gesamtes Haus “hinter” die Wechselrichter schalten. Damit brauche ich zwar eine Hin- und Rückleitung zwischen Zählerkasten und Wechselrichter, aber ich spare mir einen separaten Stromsensor. Hat diese Konfiguration aus Sicht der Experten irgendwelche Nachteile?
Ich möchte auf jeden Fall einen Batterietrennschalter vorsehen. Allerdings finde ich keinen geeigneten Schalter, der maximal möglichen Lade- /Entladestrom von 4 oder gar 6 Pylontech US5000 Module packen würde. Deshalb würde ich zwei Batterietrennschalter vorsehen. Gibt es hierbei etwas zu beachten, außer dass die Leitungswiderstände in den beiden Strängen gut balanciert sein sollten?
Ich freue mich auf die Kommentare der Experten hier! Vorab vielen Dank dafür!
ich habe (ich glaub, das ist auch in “wiring unlimited” so vorgegeben) vor und hinter den MP-II jeweils einen 4-poligen LS (auf anraten meines elektrikers mit thermischer überwachung auch des N, gegen potentielle überlastungen desselben), und dafür nur einen umschalter, nämlich den rechten auf deinem plan. damit kannst du die MP auch flexibel auf AC-seite isolieren.
vermutlich willst du auch einen zähler verbauen, direkt hinter’m hausanschluß, sonst musst du dich (AC-seitig) auf die messgenauigkeit der MP-II verlassen, und die ist grad im bereich um 0W (wo dein betriebspunkt ist) eher traurig. aus meiner erfahrung geht’s da so um 0,5kWh/tag, die bei messung in den MP unnötig eingespeist werden.
bei den kabelquerschnitten nicht sparen, kupfer ist teuer, aber der unterschied zwischen 70 und 50mm² macht das kraut auch nimmer fett.
auf der DC-busbar sollten die anschlüsse “gemischt” werden, also nicht batterien auf einer seite und MPPTs auf der anderen.
Die Community ist nicht für die Systemberatung gedacht (siehe Community Regeln).
Du solltest dich damit an einen (lokalen) Victron Händler/Installateur wenden, bei dem du dann auch die Komponenten kaufst.
Da auch vielleicht ein paar € mehr investieren und hast einen kompetenten Ansprechpartner an den du dich dann auch mit Fragen und Problemen wenden kannst.
Ein Hinweis von mir:
Ich würde nicht die gesamte PV Leistung über MPPTs nehmen, sondern einen Teil auf der AC Seite belassen.
@northnorway , wie @M_Lange schon geschrieben hat, würde Anlagenplanung das Forum hier vermutlich sprengen Unabhängig davon, sind mir folgende Dinge aufgefallen:
Wenn du 4x US5000 verbaust besitzt du sogar gute 19,2 kWh, nicht nur 14.
Es liegt jedem US5000 ein Kabelsatz bei. Du kannst also auch die vorkonfektionierten Kabel parallel nehmen um den Querschnitt zu erreichen. Jede Batterieeinheit hat ja 4 Anschlüsse. Zwei verwendest du von Modul zu Modul, zwei zum Lynx.
Ich würde nicht alles hinter die MPs hängen. Besser ein Grid Parallel Szenario mit GridMeter (genauer) und einem Teil der PV via kompatiblen Fronius direkt auf deine 3 Phasen AC. Das entlastet die MPs und du kannst vom Strom auch mal drüberschießen. BlackOut Kreise mit niedrigem bis mittlerem Load hinter die MPs, heavy loads oder optionale Verbraucher ohne BlackOut Absicherung parallel.
Den Umschalter, um das ESS im Bedarfsfall ganz abzutrennen, hab ich auch genauso verbaut. Ist im Ernstfall oder bei Wartungsarbeiten einfacher, als umverdrahten.
Eine Anlage in der Größe würde ich so nur bauen, wenn ich mich selbst entsprechend auskenne oder ein erfahrener Victronplaner im Spiel ist.
Das kann ich bestätigen. Ich bin bei ähnlicher Anlagengröße bei einem Fronius für die AC-Seite gelandet, drei Mikrowechselrichtern und einem SmartSolar 250/60. Andere Batteriemarke, ansonsten sehr ähnlich.
Und ich habe es mit einem Solateur und Elektriker umgesetzt, die beide noch kein Victron verbaut hatten. Der Solateur kannte Victron aber sehr gut aus dem Caravaning-Bereich, wusste also, das es Qualitätsprodukte sind. Mit den Infos, die Victron bereitstellt, ist es dann für einen guten Elektriker nicht schwer, die Hardware zu installieren. Die Parametrierung ist dann schon eher eine Herausforderung.
Guten Abend und besten Dank für alle Eure Antworten, die mich bereits ein gutes Stück weitergebracht haben und mir andererseits auch “neue Hausaufgaben” aufgeben!
Die Warnungen, sich nicht ohne professionelle Unterstützung an die Umsetzung zu machen verstehe ich gut und das habe ich auch nicht vor.
Überrascht hat mich der mehrfache Ratschlag, einen Teil der PV-Module AC-seitig über einen Fronius Wechselrichter anzubinden. Der Victron-Fachhändler, mit welchem ich über meine Anlagenplanung bereits gesprochen habe, hat mir diese Option nicht vorgeschlagen (was bereits zeigt, dass Foren wie diese eine wertvolle Hilfe bei der Planung sind!) Damit ich das richtig verstehe: Liegt der Vorteil darin, dass im Falle dass die PV-Leistung die Summe der Leistung der drei MP II übersteigt, noch zu 100% des Stroms eingespeist werden kann? Oder geht es auch darum, dass die MP II beim Einspeisen ins Netz generell ineffizient sind? Was mich an der Lösung mit dem Fronius WR stört, ist die Tatsache, dass das System damit nochmals komplexer wird (womit ich nicht an den Vorteilen zweifeln möchte, wenngleich ich sie noch nicht vollständig verstehe). @cmock Der Tipp, einen Umschalter gegen einen 4–poligen LS auszutauschen ist absolut einleuchtend! Damit besteht eine zusätzliche Absicherung und es ist zudem noch wirtschaftlicher! Dass die MP II nicht genau zählen erstaunt mich. Aber bei 0,5kWh / Tag dauert es trotzdem ein paar Jahre, bis sich ein Extra-Zähler rechnet (oder mache ich da gerade einen Rechenfehler?)
Die gemischte Belegung der Busbar ist mir klar, nur im ohnehin schon unübersichtlichen Schaltplan wäre es damit noch unübersichtlicher geworden - trotzdem Danke für den Hinweis! @B51-technician Ich glaube, wir haben in Bezug auf die Kapazität beide einen kleinen Rechenfehler: Ein US5000-Modul hat eine Kapazität von 4,8 kWh, womit es bei anfänglich 4 Modulen eine Kapazität von 19,2 kWh wären und bei 6 Modulen 28,8 kWh
hallo,
du brauchst etwa 600 Ah akkukapazitaet fuer 3 x mp2 5000 und 50² kabel ist ausreichend, solange die leitungen nicht zu lang sind. im normalfall fliessen nur zwischen 80 und 100A, bei kurzfristiger ueberlast koennen es aber 200A sein. es spielt aber auch eine grosse rolle, wie oft du das system in diesem ueberlastzustand betreibst.
was die empfehlung einen ac-pv-wechselrichter einzusetzen angeht, das kannst du dir selbst ausrechnen: willst du den groesseren teil der pv-leistung direkt verbrauchen oder einspeisen oder in den akku laden und nur einen kleinen teil direkt verbrauchen. wenn die leistung 2 mal ueber den multi muss, sind die verluste auf jeden fall deutlich hoeher als bei der kombi multi + mppt-laderegler!
den N solltest du auf keinen fall trennen, falls der wirklich ueberlastet werden sollte, was in einem 3-phasen-system eigentlich ausgeschlossen ist, dann nur die phasen trennen! wenn du den N wirklich trennen willst, dann nur ueber einen entsprechenden schalter, der sicherstellt, dass der N immer verbunden wird, bevor die 3-phasen zugeschaltet werden!
eine unterbrechnung des N, wenn noch die phasen noch verbunden sind, bedeutet immer probleme wie ueberspannung!
wenn du fuer das haus eine notstromversorgung moechtest, muss alles, was mit notstrom versorgt werden soll, an den ac-out der multis.
@northnorway Man sollte so spät am Abend keine Posts mehr editieren. Du hast recht. Auch ich hatte falsch gerechnet. 19,2 kWh für 4 BS5000 ist richtig. Ich habs editiert. Danke.
Zum Vorteil, zusätzlich ein Fronius direkt auf 3 Phasen AC und einen Teil deiner Verbraucher in parallel zum ESS …da gibt es Pros und Cons, die man für sich selbst abwägen kann. Die eine Wahrheit gibt es da wohl nicht. Für mich persönlich wäre die Überlegung:
Du limitierst hohe Verbraucher nicht auf die Gesamtleistung des ESS. Zum Beispiel Drehstrom-Steckdosen, Wallbox, Wärmepumpe.
Du belastest das ESS nicht mit den zeitweise sehr hohen Strömen (MPs können ziemlich laut werden)
Für ein Blackout Szenario braucht es normal nicht alle Verbraucher
Du treibst die Ströme, die ohnehin recht hoch werden, nicht unnötig hoch auf der ESS DC Seite
Getrennte MPPTs sind top für das Laden der Batterien. Aber brauchst du die volle Leistung deiner PV dafür?
Ich hab die Schaubilder am Anfang auch nicht recht verstanden, warum man das machen sollte. Wird ja erst mal komplexer wie du richtig sagst. Aber inzwischen sehe ich den Gesamtvorteil bei einer so großen Installation.
Ein getrenntes GridMeter würde ich unbedingt empfehlen. Bei einer Grid Parallel Installation bräuchtest du den ohnehin.