Erstkonfiguration: ESS leert abends den Akku ins Netz

Moin zusammen,

mein Name ist Marius und ich habe seit kurzem ein Victron ESS mit foglender Konfiguration:

3x Multiplus II 4800 als 3-Phasen-System, Firmware weiß ich gerade nicht, aber habe ich vor drei Wochen bei Installation aktualisiert
1x SmartSolar MPPT 480/200, derzeit nur 1 String angeschlossen (7x 455W Trina Vertex S+); Firmware v 1.22
1x Ekrano GX (Venus Large, weil ich mich demnächst mit Red Node beschäftigen möchte)
1x Victron SmartShunt 500A, Firwamre v 4.19
2x Akkus 16S MB31 Zellen mit 314Ah, jeweils mit JK-BMS
Außerdem DC-gekoppelt Fronius Symo Advanced 15.0, derzeit auch nur mit einem String 11x diesselben Trina Module; Hier keine Sorge wegen 1:1 Regel, der Inverter wird nicht ausgereizt.
Grid-Meter ist ein EM540

Jetzt zu meinem Problem: Irgendwie gefällt mir das Lade- und Entladeverhalten nicht. Zum einen wird der Akku nur bis 96% geladen und durch die Battery-Life-Optimierung auch weniger stark entladen, als ich das gerne hätte, was sich aber ja vielleicht noch einspielt. Auch der SoC, den der SmartShunt angibt, ist mir noch nicht plausibel, da er nicht so richtig zur Spannung passt. Die MB31 Zellen würde ich bei 3,6V als voll ansehen, also bei 57,6V, höher als 55,?? Volt steigt die Spannung aber nie. Das ist alles gerade noch ok, vielleicht ja auch besser für den Akku.

Was ich aber sehr unbefriedigend finde, ist, dass ich ständig unnötigen Netzbezug habe. Zum Beispiel wenn ich das EV tagsüber lade oder andere größere Verbraucher betreibe, wird teilweise trotz reichlich Überschuss weiter der Akku geladen und Strom aus dem Netz bezogen. Dahingegen wird abends dann angefangen den Akku ins Netz zu entladen, sodass er kaum noch über die Nacht hält. Ich bin ja durchaus für netzdienliches Verhalten, aber das geht mir dann doch zu weit. Ich habe den GreenMode aktiviert, weil ich auch keinen dynamischen Stromtarif habe.

Meine Idealvorstellung: Vormittags einspeisen, mittags den Akku laden, nachts den Akku nutzen. Bei PV-Überschuss und großen Verbrauchern diesen dann nutzen. Dafür muss ich mich vermutlich in Red Node einarbeiten.

Vielleicht kann mir jemand zumindest erstmal erklären, welche Logik hinter dem derzeitigen Verhalten steht und was ich vielleicht in den Grundeinstellungen erstmal ändern kann. Zumindest will ich jetzt im Sommer bei Sonne keinen Netzbezug haben, das sollte doch irgendwie gehen.

Vielen Dank!

Marius

hallo,

zuerst einmal wuerde ich bat-life abschalten, bei li-akkus brauchst du das nicht. allerdings sollten die regelmaessig wenigstens bis zu der spannung geladen werden, bei der der balancer aktiviert wird, das sind meist >3,4V pro zelle. das kann man zwar auch mit bat-life realisieren, aber das passiert dann unter umstaenden oefter, als erwuenscht und es geht pv-leistung verloren, weil der akku an einem sonnigen tag ploetzlich morgends schon voll ist anstatt erst am nachmittag.

obwohl, was das angeht, da habe ich die steuerung in meinem system auch noch nicht realisiert, ich habe nur dafuer gesorgt, dass der akku im sommer nur fuer 120 minuten in der woche auf ueber 52V geladen wird um ihn auszubalancieren, da ich keine informationen ueber die zellspannungen habe.

ist das bms mit dem gx verbunden?

was den smartshunt angeht, den musst du richtig konfigurieren, damit er z.B. bei 3,4V pro zelle auf 100% soc synchronisiert! auch verschiedene andere parameter kann man anpassen, damit der soc moeglichst genau ermittelt wird.

wieso steigt die spannung nie ueber 55V? hast du die dvcc-spannungsbegrenzung aktiviert (nur mit bms) oder wird die spannung ueber irgend ein anderes kriterium begrenzt.

hast du die dc-ueberschusseinspeisung aktiviert? in dem fall ist die ladespannung im multi der wert, ab dem eingespeist wird. ist der zu klein, wird die akkuspannung runtergezogen und die leistung eingespeist!

wenn du vormittags schon einspeisen willst, kann man das nur ueber node-red steuern!

ohne dc-ueberschusseinspeisung kannst du das mit dem netzsollwert ueber node-red steuern.

es ist alles nicht so einfach mit der technik, wenn sie nicht das macht, was man erwartet.

tschuess

Hallo Dieter,

dass man BatteryLife nicht benötigt, ist ein sehr guter Hinweise. Ich hatte das schon zwischendurch deaktiviert und damit seltsames Verhalten reduziert, aber hatte angenommen, dass ich das vielleicht benötige.

Das BMS ist verbunden und unter DVCC auch als steuerndes BMS eingestellt. Der maximal Wert der Ladespannung ist im DVCC mit 57,6V angegeben.

Es ist DC- und AC-Überschusseinspeisung aktiviert. Die Ladespannung im Multiplus werde ich dann später mal überprüfen. Was passiert denn, wenn ich DC-Überschusseinspeisung erstmal deaktiviere? Wird dann der MPPT runterregeln, wenn der Akku voll ist?

Werde mich dann mal bald mit Node-Red beschäftigen müssen, aber erstmal muss die Hardware fertig sein.

Vielen Dank erstmal!

Marius

Bei Victron gilt: niedrigster Wert gewinn. Du kannst im DVCC die Spannung so hoch stellen wie Du willst. Wenn das BMS z.b. 55.2 meldet, dann werden die 55.2 genommen und nicht die 57,6 Volt aus dem DVCC. Schau doch mal unter BMS und “Parameter” nach, was Dir das BMS für eine Spannung meldet. Das ist die Spannung, nach dem sich das Gesamtsystem richtet. 3.6 Volt ist btw als Ladeentspannung schon ziemlich grenzwertig. Wenn Du Deinen Akkus was gutes tun willst, gehst Du nicht deutlich über 3,5 Volt pro Zelle. Ebenso stellst Du im BMS ein, unter welchen Bedingungen er die 100% setzt. Das ist vermutlich derzeit noch nicht so eingestellt. Wozu eigentlich der Shunt ?

Da DC-Feedin von der Logik her nochmal ein anderer Schnack ist, würde ich das erstmal abschalten, bis die Anlage so funktioniert wie sie soll und dann schauen, dass ich DC-Feedin wieder aktiviere.

Wenn alles richtig einstellt ist, wird der Laderegler mit voller Leistung einspeisen, wenn der Akku zu 100% geladen ist und es wird auch kein Laden/Entladen “schaukeln” auftreten (dann ist ebenfall irgenwas nicht ok).

Viel Erfolg !

Jens

Hallo Jens,

danke für deinen Hinweis. Laut Datenblatt ist ja die Ladeschlussspannung der Zellen 3,65V, ist 3,6V da wirklich grenzwertig? Verliere ich nicht Ah, wenn ich auf 3,5 heruntergehe?

Die anderen Werte überprüfe ich nochmal, aber ich meine eigentlich, dass ich die Spannungen im BMS auch so eingestellt habe. Der extra Shunt ist deswegen da, weil nach meinen Recherchen der Shunt vom JK-BMS alles andere als genau arbeitet.

DC-Einspeisung habe ich jetzt mal ausgeschaltet und beobachte das heute nochmal.

Gruß

Marius

Hi Marius,

Nein …. Du verlierst nichts. Der Akku springt mehr oder weniger von 3.5 auf 3.6 Volt wenn Du ihn lädst. Schau Dir mal die Ladekurve eines Lifepo4 Akkus an. Da wirst Du sehen, dass die Kurve über 3.4 Volt steil nach oben geht, wobei kaum noch Kapazität gewonnen wird. Das mit dem Shunt stimmt, ist jedoch erst bei großen Anlagen relevant. Ich selber habe ein Video auf YT dazu veröffentlicht bzw das Thema damals als erster angesprochen. Das Shunt macht es aber nicht unbedingt besser, da es hier keine Rückmeldung an das BMS gibt. Du musst da schon sehr genau wissen, was Du tust, damit Du beide Sourcen sauber verwenden kannst. Daher: bring erstmal das Grundsystem sauber ans laufen, bevor Du solche Dinge in Angriff nimmst.

Viele Grüße

Jens

PS: ich wette, dass Dein BMS 55.2 Volt oder ähnlich zurückmeldet, was ca 3.45 Volt entspricht und somit vollkommen sauber konfiguriert ist. Hier fehlen denn nur die passenden Trigger für 100%

PPS: green Mode ? wenn Du keinen dynamischen Stromtarif hast: Warum dann DESS aktivieren ?

hallo,

du verlierst maximal 1% wenn du normalerweise nur bis ca. 3,4-3,45V pro zelle laedst und man sollte sowieso nie 100% der akkukapazitaet nutzen. nach oben ist das zwar kein problem, es reduziert nur die lebensdauer des akkus, nach unten aber schon. bei blei-akkus reduziert es die lebensdauer erheblich und bei li-akkus auch etwas. was aber das groesste problem dabei ist, bei niedrigem soc kann jede zuschaltung einer hoeher last zuum abschalten des systems fuehren. das ist zwar bei einem ess nicht so schlimm, das holt sich dann die energie aus dem netz, aber bei meiner konfiguration wuerde es gnadenlos abschalten! das gilt auch fuer den inselbetrieb als ess!

tschuess

Du solltest auf jeden fall das DESS abschalten, und nur ESS nehmen…(bei Deinem Stromtarif).

Waren die Akkus überhaupt schon mal auf ca. 100%.. sprich balanciert?

Und Jk_Bms – ist auch nicht unkritisch.. hat schon manchmal seltsame Effekte.

Hast Du die Assistenten auf allen MP II installiert? Nur auf dem Master reicht nicht.

Moin Jens,

deinen Kanal kenne ich natürlich, hatte dich beim ersten Post noch nicht zugeordnet. Ich habe heute nur kurz nach den Werten geguckt. Das BMS ist hier der “Spielverderber”, also eigentlich ich, denn dort habe ich den SoC 100% auf 3,45V gesetzt. Das muss ich sowieso erstmal lassen, weil mich beide JKs ausgesperrt haben, sprich mein Passwort nicht mehr annehmen wollen. Da muss ich nochmal gucken, dass ich das über RS485 irgendwie richte. Ich habe aber heute Nachmittag, als das BMS 99% gezeigt hat (100 will es irgendwie nicht erreichen), den SmartShunt kalibriert. Mal gucken, wie mir das so gefällt.

Das eigentliche Ärgernis mit dem Entladen der Akkus ist aber jetzt erstmal weg, da war vermutlich die BatteryLife-Einstellung irgendwie schuld.

Übrigens auch an Holger, das DESS ist nicht angeschaltet. Ich hatte das am Anfang über das VRM-Portal mal alles eingerichtet und deswegen noch diesen GreenMode im Kopf, aber das ist mir dann schnell selber klar geworden, dass das aktuell unsinnig ist. Die Assistenten sind auf allen drei MPII installiert.
Die Akkupacks habe ich mit Yixiang-Gehäusen gebaut und natürlich ein Top-Balancing durchgeführt.

Übrigens ist hier Vieles überdimensioniert: Fronius 15kwp, RS Solar 450/200, 150mm² Kabel zu den Akkus mit NH1-Sicherung usw. Das liegt daran, dass ich recht viel Dachfläche habe. Die 16,6kwp, die jetzt verbaut werden, bedecken gerade mal 1/4 einer Seite meines Daches (ist eine Scheune) und ich hätte auch noch Wohnhaus und Carport. Von daher wird das noch mehr werden, sowohl an Akkus, als auch an Solarmodulen … sobald ich weiß, was ich mit dem ganzen Strom machen soll :slight_smile:

Habt vielen Dank für eure Hilfe!

Bei der aktuellen Vergütung lohnt sich eine Erweiterung doch kaum…

Und SOC 3,45 V ist doch vollkommen okay… da vermeidet man 100% und schont den Akku .. aber zum Balancing ist das genug.

ist das auch in DVCC eingetragen?

In der Ladekontrolle war 57,6V, das habe ich jetzt auf 56V, also minimal höher, gesetzt. Werde das erstmal so lassen und dann im Winter gucken, ob das alles passt.

Natürlich lohnt sich das Einspeisen kaum. Deswegen schrieb ich ja, dass ich noch nicht weiß, was ich mit dem Strom machen soll. :sweat_smile:

Mit flexiblen Einspeisevergütungen nach aktuellem Börsenstrompreis wäre es vielleicht etwas anderes. Aber das ist auch ein Zukunftsproblem, weil dieses Jahr gehe ich nicht nochmal an das Dach ran. Zudem kommt mittelfristig ein zweites E-Auto, dann sieht auch auch wieder anders aus.