Hallo zusammen,
Meine “5 Cent” zum Thema:
Wir haben unser Haus auch als Insel am laufen. Das Ganze läuft mit 3x Multiplus 5000, einem Phoenix 5000 für die Klimageräte und einen “Steckdosen-Lader” (1ph/13A) für das PHEV, die zweite Victron Ladestation ist 3ph für das EV (wobei sie dynamisch im Auto-Modus läuft). Als Speicher haben wir 56kWh LFP. Allerdings keinen Benzin/Diesel Generator - den haben wir wieder verkauft. Siehe auch weiter unten.
Dazu 12kWp PV am Haus fix installiert und im Winter stehen noch mal 6x0.4=2,4kWp PV temporär mit Klappgestellen im Garten (September bis April). Wir werden eventuell da noch mal einen String mit 2.4kWp Paneele in den Garten stellen, die kosten ja praktisch “nichts”. Ist auch alles so aufgebaut, dass ich bei Schneefall alle Paneele schnell mit einer Plastik-Schneeschaufel (wo ich die “Metallschneide” vorne abgenommen habe) reinigen kann, auch wenn es kalt und rutschig ist. Das ist wichtig, weil wir davon abhängen. D.h. zwischen den Paneelen am Dach ist Platz zum Gehen mit Schrittstufen.
Zum Netz haben wir 3ph/2,5mm² - also max. ~11kW Einspeisung/Last, in den Hauptverteiler gehen 3ph/6mm² - also max. 22kW (theoretisch, 32A abgesichert) für das Haus. Ich hatte mir überlegt, noch mal 3x Multiplus 5000 parallel zu hängen, habe ich dann aber nicht mehr gemacht. Ich habe den Verbrauch im Haus analysiert und die einzelnen Kreise entsprechend auf die Phasen verteilt, das ließ sich gut machen. Wir sind noch nie über ca. 4kW pro Phase gekommen. die 6mm² Leitung zu nehmen war aber trotzdem kein Fehler, um Verluste klein zu halten (prinzipiell hätten 2.5mm² und mit 16A abgesichert auch noch “gerade so” gereicht).
Ich würde das niemals mit 1ph lösen, erstens braucht man unnötig viel Kupfer (bzw. höhere Verluste) für die großen Ströme, außerdem verbaut man sich die Möglichkeit 3ph Geräte zu betreiben. Warum 3ph aufwändiger als 1ph bei gleicher Maximalleistung soll, erschließt sich mir nicht. Und 3ph kann man bei einem Haus immer wieder mal brauchen, wenn es nur zum schnellen Laden vom Auto verwendet wird. Schon alleine für das Einspeisen braucht man 3ph, da man die 9-10kW, wenn dann mal die Batterien voll sind, nicht nur auf einer Phase einspeisen darf (zumindest nicht bei unserem Netzbetreiber). Am Grid sind wir trotzdem immer (läuft als ESS), eben für das Einspeisen. Allerdings Setpoint immer auf so auf negativen 20W, damit wir eher Einspeisen als Beziehen. Das ist der einzige Nachteil von ESS, dass man trotzdem immer ~1kWh/Monat Verbrauch hat, auch wenn das nicht notwendig wäre. Ev. mache ich mich da mal drüber, dass ich das Netz trenne, solange die Batterie noch alles an Energie aufnimmt und dann nur das Netz aktivieren, wenn tatsächlich Überschuss erzeugt wird. Aber die paar Cent sind egal, es bleiben ja sowieso die Grundgebühren, die man sowieso zahlen muss. Und für das Einspeisen bekommt man ja auch was, das überwiegt diese Ausgaben auch.
Von März bis Oktober ist die Gasheizung (Gas vom Stadt Gasnetz) komplett abgeschaltet, da wird das Haus von einer Split-Klima-Anlage mit 6kW Heiz/Kühlleistung auf Temperatur gehalten. Allerdings haben wir einen Altbau mit festen Tonziegeln und einer sehr guten Außendämmung. Außerdem entsprechend große Fenster, die man gut abschatten kann. Wenn man korrekt lüftet, hält das Haus also sehr gut warm im Winter und kühl im Sommer. Wir hatten auch vor der PV nie mehr als 5-6MWh/Jahr an Gas gebraucht (gute Brennwert-Therme). Damit hat das Haus auch schon sehr gute thermischen Eigenschaften. Außerdem haben wir einen Warmwasser-Solarboiler mit 800l, den wir auch auf 90° aufheizen lassen, der kann auch einiges an Energie “wegspeichern”. Am Boiler wird das Warmwasser auch erst mal auf erträgliche Temperaturen heruntergemischt, reduziert auch die Verluste.
Der Stromverbrauch im Haus ist ca. 8MWh/Jahr oder 20kWh/Tag. Wir sind “nur” zu zweit und achten auch darauf, möglichst dann Strom zu verbrauchen, wenn er “vorhanden” ist. Alle modernen Geräte, die recht Strom brauchen, haben Timer (Waschmaschine, Geschirrspüler, Boiler kann man ja auch so nutzen, dass sie über die Mittagszeit laufen). Das ist eine gewisse Umstellung vom typischen “Tagestrott”, damit kann man aber viel “Energie über die Batterie” vermeiden und wirklich extra Arbeit ist es auch nicht. Man muss ja nur daran denken. Man muss ja auch nicht genau dann die Wäsche waschen, wenn das Wetter schlecht ist (zumindest im Winter)…
Rein beim Strombezug sind wir auf ca. 50kWh/Jahr (nicht Monat!) herunten, das ist 99% Autonomie. Mit dem Heizung und damit extra Gas für die 4 Wintermonate inkludiert, schaffen wir ca. 90% Autonomie. Und ja, das Problem sind nur die Monate mit den kürzesten Tageszeiten (Nov-Feb). Wenn dann das Wetter auch noch schlecht ist, wird es hart. Allerdings schränken wir uns auch nicht extra ein. Die letzten Jahre hatten wir bei uns aber auch keine harten Winter mehr, das muss man auch bedenken.
Im Ernstfall kämen wir wohl schon Energie-Autonom über die Runden. Da fährt man dann auch weniger mit dem Auto herum. Deshalb haben wir den Generator hergegeben, da man den auch regelmäßig warten bzw. auch laufen lassen muss, damit der nicht kaputt geht (und man muss Sprit zu Hause lagern, ist auch nicht ungefährlich). Zudem wir auch noch einen Holzofen haben, der das Haus warm halten könnte und Batterie für andere Dinge als Heizen sparen würde. Und wir haben genügend Kontakte, wo wir einfach Holz bekommen könnten, wenn nötig.
Wir werden unser Gasheizung nicht entfernen oder auf Wärmepumpe umstellen. Selbst mit Förderung rechnet sich das bei uns nicht mehr. Ein redundantes Heizungssystem ist außerdem auch nie schlecht. Da kann man ja auch mal auf Tankbetrieb umrüsten. Und wer weiß, was da noch an möglichen Optionen kommt.
Das basiert aber auf unserer Ausgangs-Situation. Wir haben keine Fußbodenheizungen, sondern alte Holztramböden mit Parkett drauf, die fühlen sich generell nie kalt an, auch wenn man nicht heizt. Aber für normale “Hochtemperatur” Heizkörper sind die Wärmepumpen recht teuer und nach unserer Kalkulation weniger effizient als gleich mit Klimageräten zu arbeiten, die direkt die Raumluft heizen (man spart sich u.a. die Wärmeverluste des Wasserkreislaufs, und hat generell einen schlechteren Wirkungsgrad als W-Pumpen für “Niedrigemperatur” Heizungen). Vor allem können die Klimageräte auch gleich super kühlen. Zudem man auch einfache 1kW Heizlüfter für kleines Geld bekommt, die hängen auf Shelly Plugs und werden immer aktiviert, wenn Überschuss da ist. So heizen wir das Haus so gut es geht über PV - auch “ohne” ordentlichen Wirkungsgrad ist das besser, als Strom einzuspeisen und dafür praktisch “nichts” zu bekommen, also einem Energielieferanten zu schenken…
Egal. Ich kann jedem dazu gratulieren, der sein Haus auf Inselbetrieb bringt, egal wie die Heizung und thermische Isolation vom Haus aussieht (das macht natürlich viel aus und deshalb kann man nicht pauschal sagen, welcher Verbrauch realistisch ist oder nicht und wie weit man mit der Autonomie herunter kommen kann - optimal wäre natürlich ein Null-Energie-Haus, die zu bauen sind aber auch ordentlich teuer…).
Der Schritt, das ganze Haus “durch” die Multiplus zu führen, war kaum Extra Aufwand, schon gar nicht mit allen 3 Phasen. Obwohl ich auch eine bestehende Hauselektrik umrüsten musste. Das war sowieso nötig und sinnvoll, die Anlage auf aktuellen Stand der Technik zu bringen. Deshalb würde ich aber empfehlen, 3x 5kW Multiplus und nicht 3x 3kW Multiplus zu nehmen. So viel Kostenunterschied ist da auch nicht, betreibt dann die Anlage auch weniger am Limit. Und gerade wenn man eine Victronanlage baut, sollte man keine Kompromisse eingehen und die Sache lieber gescheit und nicht “billig” machen…
Grüße, Wolfgang